BSV-Boys besiegen Concordia Hamburg mit 8:7 (3:3, 2:2) 

Schon nach der Auslosung der 3.Pokalrunde war allen BSV-Verantwortlichen klar, dass ihre Mannschaft eine ganz besondere Leistung auf den Platz wird bringen müssen, um in die nächste Runde einziehen zu können. Und nicht nur aus diesem Grund war das Auswärtsspiel bei Concordia quasi ein Traumlos, denn einen besseren Gradmesser für die eigene Entwicklung konnte es kaum geben.

Die Fanlager beider Seiten sahen das etwas anders. „Schade, dass wir schon so früh im Wettbewerb aufeinander treffen“ hörte man es vor dem Spiel hüben wie drüben. Andererseits freute man sich ringsum gespannt auf das was kommen würde. Und die Zuschauer sollten voll auf ihre Kosten kommen, und sahen wirklich alles von dem, was ein hochklassiges, rassiges und dramatisches Pokalspiel zu bieten haben kann.

BSV-Trainer Jan Zillken hatte nach der Analyse der Herbstrunde sein eingespieltes 2-3-1 System über den Haufen geworfen, und mit seinem Team am letzten Wochenende, beim Leistungsvergleich in Eimsbüttel, eine Weiterentwicklung getestet. Die Mannschaft kam mit der neuen Ordnung erstaunlich schnell zurecht, Details wurden beim Pokal-Sondertraining am letzten Mittwoch einstudiert, und so schickte der BSV-Coach seine Schützlinge neu ausgerichtet gegen das Top-Team des Serienmeisters aus Hamburg-Wandsbek auf’s Feld.

Ohne jedes Abtasten ging es sofort mit Tempo zur Sache. Die spielerische Klasse beider Teams versuchten beide Teams mit körperlichem Einsatz zu stören, und den jeweils anderen zu Fehlern zu zwingen, oder ihm bestenfalls gleich den Ball abzunehmen. Um die Ordnung „Mann gegen Mann“ über das gesamte Spielfeld durchsetzen zu können, war ein enormer Laufaufwand erforderlich. Die Spieler beider Mannschaften gingen dabei an ihre Leistungsgrenze und noch darüber hinaus.

Der BSV stand in der hinteren 3er Kette stabil, und war aufmerksam und schnell im Umschaltspiel, doch das erste Tor erzielte trotzdem der Gastgeber. Eine scharfe Hereingabe wurde beim Klärungsversuch von Lian unglücklich ins eigene Tor abgefälscht (12.) Der BSV antwortete umgehend, und erzielte nur eine Minute später den 1:1 Ausgleich mit einem sehenswerten Spielzug über Aaron, Paul und Malik, der den Ball letztlich überlegt am starken Cordi-Keeper vorbeischieben konnte.

 

Der Barsbütteler Nachwuchs war jetzt am Drücker und hatte sich den Respekt des Gegners sichtlich erarbeitet. Einen Freistoß von Paul konnte der Cordi-Torwart gerade noch aus dem Winkel kratzen (16.). Kurz darauf dann die Führung. Paul dribbelt durch die Mitte, bricht 20m vor dem Tor nach links aus, und spielt einen langen, harten, und exakten Diagonalpass Richtung langer Pfosten. Genau an diese Stelle ist Lian gesprintet und vollendet diese tolle  Aktion unter dem Jubel der vielen, mitgereisten BSV-Anhänger. 2:1. Halbzeit.

In der 2.Halbzeit gehörten die ersten Minuten den Concorden. Dabei gelang es der BSV-Defensive zwar häufig, gefährliche Pässe abzufangen und entscheidende Zweikämpfe für sich zu entscheiden, doch ganz auszuschalten war die Angriffslawine der Gastgeber in dieser Phase nicht. In der 33. Minute kam Cordi’s linker Aussenstürmer im Strafraum zum Abschluß. Bei seinem knallharten Schuß hatte BSV-Keeper Moritz zwar noch die Finger dran, konnte damit aber den Ball auf seinem Weg ins Tor nicht aufhalten. 2:2.

Erneut erzeugte ein Gegentreffer neue Energie beim BSV-Team. Die Ärmel noch ein Stück höher krempeln und dann eben noch einen Brikett mehr rauflegen, schien sich die Mannschaft wortlos einig zu sein. Alle gaben Vollgas und attackierten das Cordi-Tor mit Vehemenz. Ein paar bessere Laufwege vor dem letzten Pass, eine fehlende Fußspitze nach guten Hereingaben, ein winziges Stück den Ball zu weit vorgelegt, ein starker Cordi-Keeper. Irgendwas Knappes verhinderte stets eine mittlerweile verdiente BSV-Führung.

Die letzten 5 Minuten mussten die BSV-Jungs dann in Unterzahl spielen, nachdem Tiago dem Schiedsrichter in einem Zweikampf durch übertriebene Härte aufgefallen war, und dafür eine derbe Zeitstrafe erhielt. Dass ausgerechnet Tiago, dieser feine, filigrane Techniker und körperlich kleinste Spieler im BSV-Kader, eine Strafe für überharten Einsatz bekam, spricht Bände, und zeigt auf, welche Leidenschaft die BSV-Boys an den Tag legten. Und nur mit dieser Mentalität kann es einer im Grunde entkräfteten Mannschaft gelingen, in den letzten Minuten gegen einen technischen und spielerischen Top-Gegner nochmal einen Reservekanister im Keller zu finden, um in Unterzahl ein Unentschieden ins Ziel zu bringen. Schlußpfiff. Verlängerung.

Der gute Schiedsrichter Fathollah Pouressmaeil Nameghi, der wegen seines Namens aus 1000 und 1 Nacht nur „Fati“ genannt werden wollte, liess beiden Teams eine kurze Pause zum Trinken und Besprechen. Danach ging es eigentlich erst richtig los. 2 x 5 Minuten Hochspannung pur.

Beide Mannschaften kratzten ihre letzten Körner zusammen und suchten ihr Glück in der Offensive. Concordia traf nach einer Ecke und einem wuchtigen Kopfball zur 3:2 Führung (54.). Halbzeit. Da es in der Verlängerung keine Pause gibt, ordnete der BSV-Trainer sein Team während des Seitenwechsels komplett neu, und setzte alles auf eine Karte.

Fiete, Paul und Malik wurden jetzt zum Sturm-Trio, und die komplett neu-sortierte Defensive brauchte jetzt einfach auch ein bißchen Glück und einen guten Torwart. Und das hatten sie, denn Cordi hatte bei 3 Kontern die Möglichkeit, das Spiel zu entscheiden, doch Moritz rettete gleich mehrfach auf der Linie, und hielt sein Team damit im Rennen.

Die Geschichte von diesem Spiel hätte sich auch ein Bestseller-Autor nicht dramatischer ausdenken können. Der Schiedsrichter stand bereits am Mittelkreis und hatte die Pfeife im Mund, liess den letzten BSV-Angriff aber noch laufen. Paul setzt sich auf rechts durch, und bringt den Ball mit einer harten Flanke in die Mitte, von wo ein Cordi-Spieler ihn abfälscht, weshalb Malik am langen Pfosten noch mit der Fußspitze drankommt, und den Ball an die Unterkante der Latte lenken kann, von wo aus er dann letztlich im Cordi-Tor landet. 3:3. Abfiff. Wahnsinn.

In einer Wolke zwischen Himmel und Hölle musste der BSV-Coach jetzt seine 9-Meter-Schützen finden, und das war gar nicht so einfach. Kaum ein Spieler meldete sich freiwillig, der mentale Druck war für alle immens. Moritz, Alexej und Malik waren die einzigen, die sich bereit erklärten.

Nachdem der erste Cordi-Spieler gegen die Torlatte schoß, war Moritz an der Reihe. Sein 9-Meter landete oben im rechten Eck, wurde aber vom Schiedsrichter zurückgenommen, weil er noch nicht angepfiffen hatte. „Der schiesst in die gleiche Ecke nochmal“ rief ein Cordi-Betreuer seinem Keeper zu. Doch Moritz entschied sich anders, und platzierte den dann angepfiffenen, zweiten Versuch ins linke, obere Eck. 1:0.

Mit dem nächsten 9-Meter gleicht Cordi aus. Alexej ist an der Reihe, und dreht sich vor dem Gang zum ominösen Punkt nochmal zu seinem Trainer um. „Mir zittern die Knie“ sagt er mit angespanntem Gesicht, nimmt sich dann den Ball und verwandelt sehr sicher unter die Latte. 2:1.

Auch der nächste Cordi-Spieler hält dem Druck stand, und erzielt den 2:2 Ausgleich. Jetzt ist Malik dran, und kann endgültig zum Matchwinner werden, nachdem sein Last-Second-Tor in der Verlängerung diese 9-Meter-Entscheidung überhaupt erst ermöglicht hatte, doch sein Schuß kann vom Cordi-Torwart gehalten werden. Es bleibt beim 2:2. Verlängerung im 9-Meter-Schiessen. Jetzt tritt für jede Mannschaft bis zur Entscheidung immer nur 1 Schütze an, doch wer sollte als nächstes für den BSV schiessen, es gab keine Freiwilligen mehr ?!

Während der Trainer mit mutmachender Freundlichkeit in seiner Stimme einen seiner Spieler zu erreichen versuchte, verwandelten die Concorden ihren nächsten Schuss zum 3:2. Spontan meldete sich dann Tiago, der scheinbar unbeschwert zum Punkt ging. Ob ihm bewusst war, dass er treffen musste ? …wir wissen es nicht, was wir wissen, ist, dass er mit einem sicheren Schuß zum 3:3 traf.

Die gleiche Abfolge wiederholte sich auch beim nächsten Durchgang. Cordi traf, Jesse war spontan bereit. Und auch Jesse blieb cool und verwandelte sicher. 4:4. Noch bevor der nächste Spieler von Concordia antrat, hob der BSV-Kapitän seinen Finger. „Den nächsten schiess‘ ich“ stellte Fiete klar. Sekunden später hämmerte der Cordi-Schütze den Ball gegen den Pfosten. Damit war klar, wenn der Kapitän trifft, ist der BSV weiter. Und Fiete traf. Jubel. Freude pur. Alles muss jetzt raus. Die Mannschaft sprintete zu ihrem Kapitän und erdrückte ihn beinahe.

Die Vielzahl strahlender Gesichter bei den Barsbütteler Spielern, Eltern und Fans und auch die reichhaltigen, begeisterten Kommentare vieler Zuschauer, aus wohlgemerkt beiden Fanblocks, lassen sich an dieser Stelle nicht ausreichend beschreiben, deshalb eine hierzu kurze Zusammenfassung:

Dieses Spiel hatte keinen Verlierer verdient, doch der Pokal ist in dieser Hinsicht erbarmungslos. Es ist auf jeden Fall schade, dass eine dieser beiden Mannschaften damit schon frühzeitig ausgeschieden ist, aber eines ist mal klar; was würde uns genommen werden, wenn es dieses Spiel nicht gegeben hätte ?!

BSV-Aufstellung

TW:     Moritz
HK:     Fiete – Paul – Malik – Alexej
VK:     Lian – Aaron – Marcel – Jesse – Tiago

Es fehlte:  keiner

Scorer:

So geht’s weiter:

Die Herbstrunde ist mit dem Abschluss der 3.Runde des Hamburger Pokalwettbewerbs beendet. Und das sehr erfolgreich für die BSV-Teams, denn neben Altona 93 ist der Barsbütteler SV der einzige Verein, der mit 2 Mannschaften in die 4.Runde eingezogen ist.
In dieser wird die 1.Mannschaft Ende April 2020 auswärts beim Team vom SC Ellerau antreten, während unsere „Zweite“ ein Freilos hat, und somit bereits im Achtelfinale steht.

Am Sonntag, 03.11. beginnt die Vorrunde der Hamburger Hallenmeisterschaft. Am 1.Spieltag tritt die 1.Mannschaft um 13:30 in der heimischen EKG-Halle an.